Hier ist der Platz für diverse Texte, die für mich anregend oder hilfreich waren. Dazu zählen lyrische Sinntexte - Texte zum anregen, Lyrik und sonstiges. Ich habe entsprechende Spalten (siehe Menue rechts) angelegt und werde die Seiten fortlaufend ergänzen.
21.7.2016
Jürgen B. Konrad
Wall von Kristall
Wall von Kristall
Allüberall!
Schließe Dich
Rings um mich
Schließe ein
Mich im Sein! -
Überwölbe mich!
Überforme mich!
Lasse nichts herein
Als Licht allein!
Bo Yin Rah
Joseph Anton Schneiderfranken (Bô Yin Râ; 1876 - 1943)
Das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern…
Das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden,
nicht ein Gesundsein, sondern ein Gesundwerden,
nicht ein Sein, sondern ein Werden,
nicht eine Ruhe, sondern eine Übung.
Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber.
Es ist noch nicht getan oder geschehen,
es ist aber im Gang und im Schwang.
Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg.
Es glüht und glänzt noch nicht alles,
es reinigt sich aber alles.
Martin Luther
Das Versteck der Weisheit
Vor langer Zeit überlegten die Götter, dass es sehr schlecht wäre, wenn die Menschen die Weisheit des Universums finden würden, bevor sie tatsächlich reif genug dafür wären. Also entschieden die Götter, die Weisheit des Universums so lange an einem Ort zu verstecken, wo die Menschen sie solange nicht finden würden, bis sie reif genug sein würden.
Einer der Götter schlug vor, die Weisheit auf dem höchsten Berg der Erde zu verstecken. Aber schnell erkannten die Götter, dass der Mensch bald alle Berge erklimmen würde und die Weisheit dort nicht sicher genug versteckt wäre. Ein anderer schlug vor, die Weisheit an der tiefsten Stelle im Meer zu verstecken. Aber auch dort sahen die Götter die Gefahr, dass die Menschen die Weisheit zu früh finden würden.
Dann äußerte der weiseste aller Götter seinen Vorschlag: "Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns die Weisheit des Universums im Menschen selbst verstecken. Er wird dort erst dann danach suchen, wenn er reif genug ist, denn er muss dazu den Weg in sein Inneres gehen."
Die anderen Götter waren von diesem Vorschlag begeistert und so versteckten sie die Weisheit des Universums im Menschen selbst.
(Verfasser unbekannt – aus Rüdiger Dahlke, „Mandala-Malbuch)
Der Psychiater und sein Patient ....
(aus: Fritz B. Simon, „Meine Psychose, mein Fahrrad und ich“)
In dem Experiment mit zwei Versuchspersonen, die bereit sind, die Rolle eines Psychiaters oder psychiatrischen Patienten zu übernehmen, entscheidet der Zufall, wer von beiden welche Rolle zu übernehmen hat (fast wie im richtigen Leben). Wie bei anderen Glücksspielen zieht jeder der beiden eine Karte; sie ist entweder mit A oder mit B gekennzeichnet. Auf ihrer Rückseite findet jeder Spieler Informationen darüber, wer er ist und was er zu tun hat.
Mündlich wird beiden die folgende Aussage gegeben
“Lesen Sie bitte in Ruhe, welche Rolle Sie spielen sollen und was Ihre Aufgabe ist! Sprechen Sie bitte nicht über das, was sie auf der Karte lesen, und kommentieren Sie es nicht! Das wäre ein
Ausstieg aus dem Spiel.“
Auf Karte A steht folgender Text:
„Sie sind Psychiater und werden zu einem Patienten gerufen, von dem Sie wissen, dass er verrückt ist. Eines seiner Symptome ist, dass er sich für einen Psychiater hält. Bitte überzeugen Sie ihn, sich freiwillig in stationäre Behandlung zu begeben.“
Im Gegensatz dazu steht auf Karte B:
„Sie sind Psychiater und werden zu einem Patienten gerufen, von dem Sie wissen, dass er verrückt ist. Eines seiner Symptome ist, dass er sich für einen Psychiater hält. Bitte überzeugen Sie ihn, sich freiwillig in stationäre Behandlung zu begeben.“
(Eines der Erkenntnisse des Experimentes ist „Psychiater kann hier auf Dauer nur spielen, wer die Genehmigung des Patienten dazu hat)
Wer bin ich?
Nach einer langen Reise fand Nasrudin sich mitten im mahlenden Menschengedränge von Bagdad. Es war die größte Stadt, die er je gesehen Hatte, und die durch die Straßen strömende Menschenmenge verwirrte ihn.
„Ich möchte wissen, wie es die Leute machen, um sich hier nicht selbst zu verlieren und überhaupt noch zu wissen, wer sie sind“, so grübelte er.
Dann dachte er: „Ich muss mich gut an mich erinnern, sonst gehe ich mir womöglich verloren.“
Er eilte in eine Karawanserei. Ein Spaßvogel saß auf einem Bette neben dem, dass man Nasrudin zugewiesen hatte. Nasrudin wollte ein Schläfchen halten, aber er hatte eine Schwierigkeit: Wie sollte er sich wiederfinden, wenn er aufwachte?
Er vertraute sich seinem Nachbarn an.
„Ganz einfach“, sagte der Spaßvogel, hier ist ein aufgeblasener Ballon. Binde ihn an deinem Bein fest und lege dich schlafen. Wenn du aufwachst, schau dich nach dem Mann mit dem Ballon um, und der bist du.“ „Großartige Idee!“ sagte Nasrudin.
Ein paar Stunden später wachte der Mulla auf. Er schaute sich nach dem Ballon um und entdeckte ihn am Bein des Spaßvogels. „Da bin ich ja!“ dachte er. Dann aber trommelte er den anderen Mann in wahnsinniger Angst aus dem Schlaf. Der Mann erwachte und fragte was los sei.
„Es ist geschehen, was ich befürchtete.“
Nasrudin zeigte auf den Ballon: „Wegen des Ballons kann ich sagen, dass du ich bist. Aber -wenn du ich bist – wer um Gottes willen, bin denn ich?“
(Idries Shah, 1984)