Juergen Haunstetter (Pseudonym)

 

Recoverygeschichte:

 

„Vulkanausbruch der Seele oder: Am Anfang war der Wahnsinn“

 

 

"Wer bin ich? – Ich lebe immer wieder mit der Frage und bleibe sicher nicht bei einer Antwort stehen. Nur: ich möchte bitte schön nicht mehr als Psychisch kranker stigmatisiert werden, auch wenn ich nach wie vor Anteile von Verletzlichkeit habe, die ich allerdings ebenso bei anderen Profis - Kollegen und Vorgesetzten und auch Angehörigen sehen kann. Ich bin Diplom-Sozialpädagoge, Suchttherapeut – und Mensch."

 

So endete 2010 einmal ein Versuch, meinen Genesungsweg und  die erstaunliche Heilung zu skizzieren, die ich seit 1987 erreicht hatte, dem Beginn meines Heilungsprozesses. So lange hatte ich nach Werkzeugen gesucht, das innere „krank fühlen“ zu lindern, die verschiedenen körperlichen Symptome, insbesondere den Heuschnupfen, aber auch anderes, was mich bis zum 29.Lebensjahr begleitete. Aber auch die psychischen Schwankungen meines Lebens, die Partnerschaftsprobleme, berufliches Stolpern, innere Zerrissenheit aufgrund so unterschiedlicher Interessen und Persönlichkeitsanteile hatten allen Anlass gegeben, nach Heilung zu suchen … und nach Sinn. Als endlich Heilung begann, stand am Anfang eine Krise: mit Erfahrungen, die sich auch als „Psychose“ etikettieren lassen.

 

Ich erlebte Heilung – teilweise fantastisch: mit körperlichen, geistigen und seelischen „Wundern“. Aus dem Inneren brachen neue Wahrnehmungen, Gedanken und Energien heraus. Ein Prozess in zunehmender Geschwindigkeit mit Gegenreaktionen meiner Umwelt: 1987/88. Psychose? Manie? Wahnsinn? Reif für die Zwangseinweisung?    Ich schlidderte daran vorbei, mein Weg führte mich jedoch schließlich auch in die Psychiatrie – nach Zerbrechen meiner Partnerschaft, Desillusionierung meiner beruflichen Perspektive als Fachlehrer für Behinderte.  „Sie brauchen „Psychopharmaka, wie der Diabetiker sein Insulin“ ermahnte mich meine Hausärztin nach meiner Psychosomatischen Reha im Oktober 1988. Ich beschränkte mich auf mein Antidepressivum, setzte es 1989 gar ab … und setzte meinen Weg der Sinnfindung und Heilung fort.

 

Es sollte ein langer, immer weder steiniger und von Herausforderungen geprägter Weg werden. Hatte ich 1988 bereits erfahren, dass meine in der „Psychose“ 1987 entwickelte Affinität zur Qualität von Zahlen durchaus einen Sinn ergab – ich lernte durch das Buch „Schicksal als Chance“ die Numerologie und Kabbala kennen … und meine jüdischen Wurzeln prägten mich wesentlich. So fand ich noch so viel Sinn und Bedeutung in Folge der „Spirituellen Krise 1987/88“. Jahre später erst stieß ich auf diesen Begriff, der mir vieles erhellen sollte.

 

Nach Bewältigung und Integration einer zweiten „Spirituellen Krise“ 2015 mit „paranoiden psychotischen Anteilen“ und personenbedingter Kündigung meiner Anstellung als Suchttherapeut in einer Rehaklinik bin ich wieder zurückgekehrt in  meine Alltagsbewältigung  und arbeite seit über 3 Jahren wieder mit positiver Wertschätzung in einer Suchtklinik.

 

Viel hätte ich zu erzählen.  Mein Leben ist von Heilung, Psychotherapie und Fortbildungen geprägt. Ich suchte Antworten und fand sie. Das macht mich froh. Viele Menschen sind mir dankbar, weil ich auf verschiedenen Wegen versuchte weiter zu geben – nicht nur als Therapeut. Nach wie vor gibt es Menschen, die zuvorderst das Leid, die Krankheit, die Störung bei mir sehen. Doch es gibt wesentliche andere Menschen die meine Kompetenzen, meine Ressourcen, meine Erfahrung würdigen. Eine renommierte bekannte Psychologin und Buchautorin schrieb mit gar: „Jürgen, Du bist ein Doktor“. Doch die wichtigste Anerkennung ist  mir das private Glück – Liebe. Auch sie habe ich gefunden.

 

 

Einst schrie ich in einer Therapie: „Gesund werden ist möglich!“ Mein Leben zeugt davon.