25 Jahre in klassisch-homöopathischer Behandlung

Ein Rückblick - geschrieben: 2012

 

 

25 Jahre – eine Zahl, die anderen Anlass gibt eine Silberhochzeit zu feiern. 25 Jahre – für mich eine Zahl, die mich einmal wieder innerlich „feiern lässt“. Es sind 25 Jahre Genesungserfahrung oder besser: Heilungserfahrung.

 

Am Ende dieses Jahres werde ich Sylvester mit meiner Partnerin im Ashram Jesu, einem christlichen Meditationszentrum im Westerwald schweigend und auch betend innehalten. Ich genieße heute die Ruhe, die ich in der Meditation leben kann, auch wenn ich nicht regelmäßig meditiere. Und ich freue mich an der Qualität des einfachen Lebens, dem ich heute auf meine Art „Form“ geben kann. Das „Einfache“ ist so kostbar, insbesondere wenn es so in Frage gestellt war, wie bei mir.

 

Vor zwei Jahren traf ich auf einem Traumakongress in Bad Herrenalb Dr. Friedrich Ingwersen, einem der mir hilfreichen Ärzte und Therapeuten (und „Lehrer“), die ich in all den Jahren kennen gelernt habe. Er fragte mich, ob ich denn in all den Jahren keine erneute Psychose erlebt habe – mit Psychoseerfahrung begab ich mich einst in die von ihm als Chefarzt geleitete Klinik Rastede. Ich konnte ihm klar sagen: „Nein“, das ist lange vorbei und nie wieder Thema geworden.

 

1987, etwa ein halbes Jahr nach Beginn meiner klassisch-homöopathischen Behandlung, war nach einem köpertherapeutischen Workshop bei mir ein Zustand ausgebrochen, der meine Psyche und mein Leben durcheinander wirbelte – Psychose, Manie oder auch „Schamanische Krise“, wie eine spirituelle Therapeutin Jahre später meinen Bericht über diese Phase (http://spirituelle-krise.jimdo.com/texte/wahnsinn/) einordnete. Fakt ist, nach heftigen Unruhezuständen, die für meine Umgebung schwer erträglich waren, ackerte ich schließlich tatsächlich „manisch“ gegen die Diagnose „Wahnsinn“ an und landete damit tatsächlich in der Verrücktheit.

 

Die Herausentwicklung aus dem folgenden Zusammenbruch meiner Identität sowie meiner beruflichen, sozialen und materiellen Existenz mit der Heilung einer ordentlichen, sich auch anreichernden Sammlung physischer und psychischer Einschränkungen/Krankheiten/Etikettierungen sollte mich nun viele Jahre beschäftigen. Lange und immer wieder gab es Ungewissheit, was ich noch erreichen könnte. Natürlich musste ich nun erst einmal mir und auch anderen „beweisen“, dass ich nicht mehr „verrückt“ sei. Spürte ich doch um mich herum die Sorge solch ein Zustand könne sich wiederholen. Und auch ich hatte durchaus Furcht, durch Scheitern meines Weges meiner früheren „normalen“ schulmedizinischen Hausärztin und der Empfehlung des Berichtes meiner psychosomatischen Rehabilitationsmaßnahme 1988 recht geben zu müssen: Lithium sei zwingend angezeigt.

 

Zu den Ursachen und Einschätzungen des Geschehens könnte ich heute noch einiges schreiben und erzählen. Für das Hinabgleiten in meine existentielle Krise 1987/88 lässt sich mehreres anführen:

-         ein aufdeckender Bonding-Körpertherapie-Workshop der vor dem Hintergrund in mir schlummernder massiver traumatischer Belastungen zur Dekompensation führte – die Therapeuten schuld?

-         Eine aufdeckende homöopathische Hochpotenz, die zu viel an die Oberfläche spülte?

Der homöopathische Arzt schuld?

-         Eine zuvor u.a. mit Elektroschocks behandelte Facialisparese (wie mein späterer homöopathischer Arzt Dr. Ungern zu Sternberg als Ursache es für möglich hielt?) – Wäre also der Nervenarzt schuld, der zu den Elektroschocks (oder „Elektroreizstrom?) griff?

-         Mein innerer Druck mit inneren Konflikten in der Partnerschaft und am Arbeitsplatz? War mein Umfeld schuld?

-         Meine Kindheitsgeschichte mit familiären Belastungen... Waren meine Eltern schuld?

-         Mein Nicht in Kontakt-Sein mit dem Maß meiner Verletztheit/Verletzlichkeit und daraus resultierendem mich überfordernden Verhalten/Lebensführung? War ich schuld?

-         ....

 

Vielleicht könnte ich fortfahren. An allem dürfte etwas dran sein. Aber wie drückte es ein Kartenspruch der Kunstfigur Carl Auer aus „Wer nur einen Schraubenschlüssel hat, sucht überall nach Muttern...“.

 

Ich habe zahlreiche Antworten gefunden, vor allem habe ich mich nicht aufgehalten an einzelnen Antworten oder gar „Schuldzuschreibungen“.... Vielmehr gelang es mir doch recht früh eine Haltung einzunehmen, die ich Jahre später bei der amerikanischen Psychotherapeutin Marsha Linehan (Dialektisch Behaviorale Therapie) wiederfand: „Radikale Akzeptanz“. Und ich war der Überzeugung, dass ich mit dieser Krise auch wichtiges gefunden habe, dass ich seit Jugendzeiten gesucht habe. Einen Weg zunehmender Gesundung und zunehmender Antworten auf mir wichtige Fragen nach dem Sinn und Zusammenhang von Leben.

 

Eine zentrale Antwort wurde mir die Homöopathie. Ohne die immer wieder kompetente Begleitung durch meine klassisch homöopathischen Ärzte Erwin Tribbe, Dr. Freiherr von Ungern Sternberg und Sabine Brammerloh (und zwischendurch auch mal einer Vertretung) könnte ich heute nicht so weitgehend zufrieden und gesund und leistungsfähig im Leben stehen. Und die Homöopathie bleibt mir weiter wichtiger Begleiter in den Wachstumsprozessen des Lebens.

 

Höre ich dann von neuer Berichterstattung in den Medien, wie aktuell dem Buchtitel, der die Wirksamkeit der Homöopathie leugnet, kann ich nur sagen: „Dummes Geschwätz“. Aber es hält die Homöopathie im Gespräch.

 

Morgenpassivität, Psychose (x), blutiges Analekzem (x), Kopfschmerzen, Depressionen, großflächige Unterarmekzeme, Fußpilz, Harnwegsinfektionen, Lebensmittelvergiftung (x), Pilzvergiftung (x), Heuschnupfen (x), Erschöpfungszustände, Burn-Out, Operationsfolgen, Meniskusriss, Baker-Zyste.....teilweise half die Homöopathie binnen Stunden bzw. 48 Stunden (alle mit x).

 

Am längsten brauchte die Behandlung des Heuschnupfens. Erst nach 13 Jahre gelang erstmals die erfolgreiche homöopathische Beseitigung meiner schlimmen allergischen Symptomatik. Seitdem jedes Jahr wieder, wenn auch oft erst nach 3-6 Wochen und mehreren „Mitteln“. Nur 2009 leider nicht – eingesetzte Zahnimplantate hatten im Winter mein Immunsystem so geschwächt, dass ich in der Folge massiv durch diverse Erkrankungen gehen musste und ich fast durch eine Burn-Out Symptomatik der parallel ansteigenden Arbeitsbelastung als Suchttherapeut in einer Fachklinik für drogenabhängige Männer nicht mehr gerecht werden konnte. Doch abgesehen von ca. 3 Wochen Krankheit im Januar/Februar nach einer Grippe hielt ich das weitere Jahr fast ohne Fehlzeit durch. Und 2012: Erstmals ging ich in das Frühjahr fast ohne Heuschnupfensymptomatik nur ein paar Tage, da ich von meinem aktuellen Konstitutionsmittel Staphisagria abwich...

 

Homöopathie ist sicher nicht das alleinige Allheilmittel – auch nicht für mich gewesen. Die Themen der einzelnen Hochpotenzen wollten auch erfasst, verstanden und gelebt werden, was nicht immer einfach war und andere Belastungen mit sich brachte, insbesondere bei meinen Natrium Muriaticum – Phasen. Dennoch ist und bleibt die Homöopathie für mich die Basis, die ich dankbar nutze. Und gerne berichte ich auch im Rahmen meiner Grenzen z.B. hier.

 

 

Jürgen Haunstetter (Pseudonym), 54 J., Diplom-Sozialpädagoge/Suchttherapeut, seit 2000 tätig in der stationären Rehabilitation von Abhängigkeitserkrankungen. (Das Pseudonym benutze ich heute, um meinen beruflichen Zusammenhang zu schützen. Ich bitte um Verständnis).